Das Galiani Frühjahrsprogramm 2023
Inmitten kalter Temperaturen, mäßig geheizter Wohnungen und immer kürzeren Tagen sehnt sich so mancher schon nach dem Frühling. Der ist zwar noch in weiter Ferne aber mit unserer Vorschau ist zumindest der Bücherfrühling 2023 schon ganz nah. Da wird es wieder exzentrisch und spannend, tragikomisch und märchenhaft, opulent und überraschend, wahnsinnig und abenteuerlich – und in einigen Büchern sogar sommerlich warm. Wir freuen uns schon jetzt riesig auf alles, was kommt!
Unser Ausblick startet mit einem bildenden, hochkomischen und verblüffenden Buchspektakel, das sich allen Kategorien entzieht und so manche Überraschung bietet: Andreas Dorau erzählt, Sven Regener schreibt auf, in Die Frau mit dem Arm geht es um alles: Leben, Leiden, Kunst, Kommerz und Glanz und Elend der deutschen Kultur- und Unterhaltungsindustrie.
Was ist Kunst, was will sie? Wann ist sie wirklich echt – und andererseits: was ist sie wert? Bernhard Jaumann liefert mit Banksy und der blinde Fleck einen hochspannenden Krimi um (angebliche) Werke der Kunstikone Banksy, zwischen antikapitalistischer Streetart-Szene und geldschwerem Kunstmarkt.
Asta Nielsen kennt man als Stummfilmikone. Dass sie eine grandiose Erzählerin war, wissen die wenigsten. In ihrer Reihe Lieblingsbücher inszeniert Kat Menschik nun deren lebenssatten und irgendwie grandiosen Geschichten als wunderschönes Buch. Im Paradies – ein hinreißendes Gesamtkunstwerk.
Moshes Kahns Übersetzung von Andrea Giovenes Das Haus der Häuser, dem dritten Band der epochalen Romanreihe Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero, entführt in die Sommer eines bezaubernden, fast märchenhaft archaischen, ländlichen Süditaliens der Zwischenkriegszeit, zeigt aber auch, wie die Moderne zerstörerisch dort Einzug hält. Das Buch kann als abgeschlossener Band einzeln gelesen werden – Leser der ganzen Reihe haben aber doppeltes Vergnügen, denn hier kann man getrost sagen: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
»Erste-Sahne-Klatsch« (Gerd Haffmans) – in Blitzlichter liefert Anita Albus eine großartige Auswahl und sprachlich funkelnde Übersetzung aus den berühmt-berüchtigten, einzigartigen Tagbüchern der Brüder Goncourt.
Die gefeierte Weltumsegelung James Cooks hat Frank Vorpahl für Aufbruch im Licht der Sterne rekonstruiert. Seine Perspektivumkehr zeigt eindrucksvoll das kurzsichtige koloniale Bild einer Entdeckungsgeschichte, die Captain Cook ohne die drei polynesischen Teilnehmer der Reise schwerlich überlebt hätte. Und er zeigt, dass die Indigenen Tupaia, Maheine und Mai dabei ihre jeweils ganz eigenen Absichten und Ziele verfolgten.
»Ich war auf einige Sekunden wirklich wahnsinnig« konstatierte einst der junge Ludwig Tieck – und Jörg Bong und Roland Borgards stellen uns in Wilde Geschichten anlässlich seines 250. Geburtstag am 31. Mai.2023 ihn und seine überraschenden Jugendtexte vor – vom Genie eines großen Erzählers, im Dreiklang von Comedy, Horror und Fantasy.
Matthias Glaubrecht schildert in seiner Biografie nicht nur, wie das französische Flüchtlingskind Adelbert von Chamisso zum großartigen deutsche Dichter und berühmten Schlemihl-Autor wurde, sondern wie er als Naturkundler an einer der wichtigsten Expeditionen der Weltgeschichte zur Entdeckung der Nordost-Passage teilnahm, die Sitten und Gebräuche der Südseevölker überlieferte und als Biologe selbst Darwin beeinflusste – die erste große Gesamtschau und Würdigung dieses Nirgendwo-Je-Ganz-Zugehörigen.
