Das Galiani Herbstprogramm 2022
Was kann man für das zweite Halbjahr 2022 mehr wünschen als Frieden und weniger Probleme als zu Jahresanfang! Hoffen wir darauf! Und: Tun wir alles uns Mögliche, es so gut wie möglich zu gestalten.
Vielleicht können die Bücher, die im Herbst bei Galiani Berlin erscheinen, ein ganz klein wenig dazu beitragen. Wir hoffen jedenfalls sehr, dass sie Ihr Herz höherschlagen lassen; wir selbst sind über sie mehr als glücklich.
Und dies nicht nur, weil Karen Duve sich nach Annette von Droste-Hülshoff diesmal einer fast ikonischen Frauenfigur angenommen hat, die sie in ihrem (wieder) detailgenau recherchierten Roman lebendig werden lässt – und die wir nach Lektüre mit ganz neuen Augen sehen: Elisabeth, Kaiserin von Österreich, genannt Sisi. Trotz der hochprominenten Hauptfigur ist es ein Buch, dessen Grundfrage sich viele Menschen stellen: Wie sehr schreibt mich die Rolle, die ich im Leben spiele, fest, und wieviel Freiheit kann ich mir leisten?
Alain Claude Sulzer gelingt es, in seinem neuen Roman Doppelleben über das ungewöhnliche Leben der zwillingsgleich auftretenden Brüder Goncourt das pralle Leben der Bohemiens und Künstler im Paris des Zweiten Kaiserreichs auferstehen zu lassen. Und zugleich über das zutiefst tragische Doppelleben ihrer Haushälterin die Lebenswelt der Unterschicht in dieser Zeit einzufangen.
Kat Menschik und Jakob Hein veröffentlichen mit Kat Menschiks und des Psychiaters Dr. medicinae Jakob Hein Kompendium der psychoaktiven Pflanzen das knallbunteste, optisch irrste und inhaltlich psychedelischste Buch, das Galiani je gemacht hat.
Ursula März und Luzia Braun liefern in Sich sehen mit neunzehn hochspannenden Gesprächspartnern grandiose Einblicke in die Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung des Gesichts.
Mit Andrea Giovene geht ein von Moshe Kahn wiederentdecktes Meisterwerk der italienischen Literatur in Serie, das irgendwo zwischen Tomaso di Lampedusa, Proust und Ferrante changiert: Die Autobiographie des Giuliano de Sansevero.
Und last but not least setzt sich der französische Philosophenjungstar Gaspard Koenig (den Wolfram Eilert als „Mischung aus Hanna Ahrendt und Reporter“ bezeichnete) in Mit Montaigne auf Reisen. Abenteuer eines Philosophen zu Pferde dem Unvorhersehbaren und dem denkbar direktesten Kontakt mit Umwelt und Mitmenschen aus: Er reitet (!) wie einst Michel de Montaigne von Bordeaux bis Rom und alles, was er braucht, hat er in seinen Satteltaschen dabei. Dabei denkt er über das moderne Leben, Entschleunigung, das Glück der Beschränkung, das menschliche und tierische Miteinander und vor allem darüber nach, worauf es in einem gelungenen Leben eigentlich ankommt.
Machten es mehr Menschen wie Montaigne und er, die Welt wäre friedlicher.
Halten wir die Welt lebenswert!